DIE ETAGERE – EINE CHARMANTE GESCHICHTE

Das Wort „Etagere“ findet seinen Ursprung im Französischen und leitet sich vom Wort „Étagère“ für Gestell ab. Als mehrstöckiges Gestell aus runden, ovalen oder eckigen Geschirrteilen auf meist zwei oder drei Ebenen.

Der Name klingt Französisch und ist es gewissermaßen auch. Aber nur gewissermaßen. Tatsächlich handelt es sich um eine Entlehnung des Wortes „étagère“. „Étage“ bedeutet im Französischen „Stockwerk“, eine „étagère“ ist dementsprechend ein Gebilde aus mehreren Stockwerken.

Damit endet allerdings der einfache und verständliche Teil der Geschichte. Denn eine „étagère“ war nie das kleine Gestell aus übereinander liegenden Tellern oder Platten. Es handelte sich um ein Möbelstück, ein offenes Holzregal, wie wir es für Bücher kennen. Die Form, die Aufsetzung mehrerer Böden übereinander, stimmt also, der Zweck nicht. Ein Teil des Missverständnisses könnte darauf beruhen, dass in französischen Haushalten als „étagère“ ebenfalls das Brettregal bezeichnet wurde, das in der Küche an der Wand befestigt Teller aufnahm. So könnte der Zusammenhang zwischen einem Gebilde aus mehreren Etagen und Geschirr entstanden sein, da Französisch als Sprache und der Hof von Versailles insbesondere als schick und Inbegriff von Lebensart galten.

Franzosen, die nicht im deutschen Sprachraum gelebt haben, verstehen „Etagere“ in Zusammenhang mit der Tischkultur überhaupt nicht. Das hübsche Gestell heißt dort wahlweise „valet de table“ (wörtlich: Tischdiener), „présentoir à plateaux“ (Tablett-Ständer), „présentoir de buffet“ (Büffet-Ständer), „serviteur muet“ (Stummer Diener), oder „serviteur à étages“ (Etagendiener), am häufigsten aber „présentoir à gâteaux“, also Kuchen- und Gebäck-Ständer, oder „présentoir salon de thé“. Amüsante Anekdote: Frankreich betrachtet die Etagere als … typisch britisch, denn sie ist in der französischen Vorstellung untrennbar mit dem dezent vornehmen Ambiente und der frischen schlichten Eleganz der traditionellen Tee-Stuben verbunden. Erfolgreich beruft sich in Frankreich das Marketing auf diesen vermeintlichen Ursprung und regt an, sich durch einen „présentoir à gâteaux de style anglais“ die feine englische Lebensart und damit ein ganz nebenbei ein Stück stilvolle Originalität und unnachahmliches Flair in das eigene Zuhause einzuladen.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist die Etagere auf unsere Tafeln gewandert.

 

Sie ist in fast jedem Haushalt zu finden und wird heute zu den unterschiedlichsten Zwecken verwendet:

Pralinen, Früchte, Gebäck, Party-Sandwiches oder Kanapees, Käse, Muffins, Cupcakes, Antipasti, Tapas oder aber ebenso Badeperlen und Gästeseifen lassen sich auf einer Etagere in Szene setzen.